Hans Vachal ist ein Mann, den so schnell nichts umhaut. Einer, der die Dinge anpackt und den die meisten Rohrbacher wohl kennen und schätzen. Engagiert in der Lokalpolitik, für die Bürger und die Jugend, TSV-Urgestein und dort als Jugendtrainer und Abteilungsleiter jahrelang aktiv. Im vergangenen Jahr hat er das große Bürgerfest mit Mittelaltermarkt organisiert und dabei immer einen kühlen Kopf bewahrt. Mehrfacher Großvater, auch von zwei Zwillingspaaren, der „seinen Bildungsauftrag als Opa sehr ernst nimmt“, wie er selbst sagt. Und das alles neben seinem Fulltimejob als Verwaltungsleiter in Allershausen – in Rente ist er erst seit dem Mai 2019.

Eine Zeit des Bangens

Um Hans Vachal stand es im April nicht gut, gar nicht gut. Mitte März – Endspurt bei den Kommunalwahlen – bekam er leichte Erkältungssymptome, „aber nicht dramatisch“, so Hans Vachal. Corona war zu der Zeit schon in aller Munde, doch wie viele andere dachte er sich: „Mich trifft es schon nicht.“ Er war in keinem Risikogebiet und hatte keinen bewussten Kontakt zu Corona-Kranken.

Sein Zustand verschlechterte sich jedoch rapide und am 23. März fuhr ihn seine Hannelore in die Corona-Ambulanz in Pfaffenhofen. Die Sauerstoffsättigung war miserabel und der Kranke wurde sofort auf der Intensivstation aufgenommen. Er wurde zwei Tage später ins künstliche Koma versetzt und musste beatmet werden. Bald war klar: Hans hatte sich mit Corona infiziert.

Eine schwere Zeit des Bangens begann; lange war nicht klar, ob er es überleben würde. „Einmal war es wirklich spitz auf Knopf“, berichtet der ehemalige Corona-Patient rückblickend. Nämlich als seine Nieren versagten und eine bakterielle Lungenentzündung hinzukam. Doch Hans Vachal schaffte es. Er kämpfte sich zurück ins Leben. Als der Patient soweit stabil war, weckten ihn die Ärzte wieder auf. Am 15. April konnte Hannelore das erste Mal wieder mit ihrem Hans telefonieren – nach über drei Wochen ohne ein Wort. Unbändig die Freude und die Erleichterung. Am 20. April wurde er entlassen und kam ohne Umwege auf Reha in Kipfenberg. Dort konnte er seinen 65. Geburtstag und sein zweites Leben feiern, wenn auch noch ganz alleine auf der Isolierstation, lediglich per Skype mit der Familie verbunden.

Hans selbst hat an die Zeit, als es so schlecht um ihn stand, kaum Erinnerung. „Da bin ich ganz froh“, so der 65-Jährige. Allmählich kommen unklare Bilder zurück. Daran habe er momentan zu knabbern, verdränge es aber noch, erzählt er weiter. Das Tagebuch, das Hannelore, während seiner Zeit im Krankenhaus geschrieben hat, konnte er noch nicht zur Hand nehmen.

65 Tage ohne Hannelore

Doch für Hannelore, die drei Söhne und ihre Familien war es eine sehr schwere Zeit. „Hannelore hat in der Zeit mehr mitgemacht als ich“, ist Hans Vachal überzeugt. Das Ehepaar war noch nie so lange getrennt gewesen: insgesamt 65 Tage, wenn man die Reha dazuzählt. Seit 43 Jahren sind die beiden verheiratet, unternehmen viel miteinander und verreisen gerne. „Für mich war es das Schlimmste, dass ich im Krankenhaus nicht zu ihm konnte, und nicht wusste, wie es ihm geht“, so Hannelore.

Als Hans im Krankenhaus aufwachte, war er sehr wacklig auf den Beinen. Stehen, sitzen, essen, trinken – ganz alltägliche Tätigkeiten waren zu Beginn anstrengend. 15 Kilogramm hatte er verloren. „Nach vier Wochen Liegen waren einfach die Kraft und die Substanz weg“, sagt der Rohrbacher. Doch auf Reha kam er schnell wieder zu alten Kräften; dabei halfen ihm sein Optimismus und sein Durchhaltevermögen. Das schönste Erlebnis war für Hans Vachal, als er sich wieder selbst rasieren und duschen konnte. „Das Gefühl, auf Hilfe angewiesen zu sein, war für mich neu“, sagt er, der zuvor nie so schwer krank war. Er machte jedes Training mit und merkte kontinuierlich Erfolge. Als Musterpatient wurde er von den Therapeuten gelobt.

Hannelores Vorgabe an die Therapeuten war es, dass Hans bei der Entlassung wieder Rasen mähen können muss. Hans selbst wollte bis zur Entlassung so fit sein, dass er beim Spazierengehen den Kirchweg problemlos bewältigen kann. Und so „jagte“ ihn seine Physiotherapeutin auf die Kipfenberger Burg – und es ging! Wieder ein Erfolgserlebnis … Den Humor hat das Paar trotz allem nicht verloren. Am 26. Mai wurde Hans entlassen und Hannelore konnte ihn endlich wieder in die Arme schließen. Dann gab es auf Wunsch des Heimkehrers zum Mittagessen Brezn, Leberkas und eine Halbe Bier.

An die Familie denken

Heute geht es Hans wieder sichtlich besser. Nach der Entlassung am 26. Mai war er bei sämtlichen Fachärzten, die ihm eine einwandfreie Verfassung bescheinigen. Arzttermine, Physiotherapie, Gemeinderat … Hans‘ Terminkalender ist voller denn je. Doch er nimmt sich zurück und sagt auch mal Nein, wenn er eine Pause braucht. Daran erinnert ihn auch seine Familie. Glück im Unglück habe er letzten Endes gehabt, so Hans.

Corona hatte für die Vachals auch ein Gutes: Sie haben sich E-Bikes und einen Whirlpool gekauft, den sie sehr genießen. Außerdem hat Sohn Stefan ihm ein Handy besorgt, wogegen sich Hans bisher immer verwehrt hatte. Während der fünfeinhalb Wochen Reha waren Handy und Tablet jedoch die einzige und wichtigste Kontaktmöglichkeit zu Familie, Freunden und früheren Arbeitskollegen.

Nach wie vor hat Hans Vachal großen Respekt vor Corona. Bedenklich findet er es, dass viele die Krankheit nicht mehr ernst zu nehmen scheinen, wenn man in den Medien Menschenmengen am Ballermann oder auf Demonstrationen sieht. „Ihr könnt leicht feiern, Ihr habt es nicht durchgemacht…“, denkt er sich dann. „Lieber etwas mehr Vorsicht als zu wenig. Man sollte nicht nur an sich selbst, sondern vor allem an die Familie denken“, sagt er aus eigener Erfahrung heraus. Corona ist in seinen Augen noch lange nicht vorbei …

>> Mit Hans Vachals Sohn Stefan haben wir zur Corona-Warn-App gesprochen. Das Interview findet Ihr hier >>>