Stephanie und Michael Schlegel, die mit ihren zwei Buben im Rohrbacher Schelmengrund wohnen, haben die letzten zwei Wochen ihre gewohnten Arbeitsplätze in einer Arztpraxis bzw. in der Automobilproduktion gegen den Hopfengarten eingetauscht. Für die Familie Hartung aus Gambach haben sie von früh bis spät Hopfen angedreht. Bei Wind und Wetter, täglich zehn Stunden. Die Arbeitszeit haben sich die zwei aufgeteilt, damit sie abwechselnd ihre Kinder betreuen konnten. „Eine schöne, ganz neue Erfahrung für uns. Wir würden es jederzeit wieder machen“, erzählen Stephanie und Michael, die sich zuvor niemals vorgestellt hätten, in der Landwirtschaft zu helfen. Natürlich hätten sie die Arbeit am Abend in den Knochen gespürt, vor allem wegen der immer gleichen Haltung, so die Rohrbacher weiter.

Besonders schön fanden sie die Arbeit im Freien und das tolle Miteinander: „Man wächst einfach zusammen“, so das Fazit. Für das Paar war es Ehrensache zu helfen, kennen sie die Familie Hartung doch seit vielen Jahren. Die Kinder waren Schulkameraden und haben oft miteinander am Heuboden gespielt. Möglich wurde der Einsatz als Erntehelfer, weil Stephanie und Michael durch Corona beide seit Wochen in Kurzarbeit sind. Alles andere als einfach für die vierköpfige Familie. „Da tut es uns natürlich gut, etwas Geld zusätzlich zu verdienen“, sagt Michael.

 

Hopfenbauer Anton Hartung war sehr froh und dankbar, dass er 20 motivierte Erntehelfer wie die Schlegels gefunden hat. Von den polnischen Saisonkräften, die normalerweise für ihn arbeiten, konnte bedingt durch die Corona-Pandemie nämlich heuer kein einziger kommen. Das Hopfenandrehen ist eine anstrengende Arbeit und kein Zuckerschlecken: In sitzender Position werden die Triebe von Hand am Draht befestigt, damit der Hopfen schön nach oben wachsen kann. „Ich war überrascht über die große Hilfsbereitschaft. Rund 40 Erntehelfer haben sich angeboten“, sagt Anton Hartung, der rund um Gambach auf mehreren Feldern Hopfen anbaut. Auf seinen Hopfenfeldern waren am Ende die unterschiedlichsten Menschen versammelt, von der gebürtigen Amerikanerin über Verwaltungsmitarbeiter bis hin zur Pro7-Fernsehreporterin, die im vergangenen Jahr für „Galileo“ an einer Reportage über den Hopfenanbau mitgearbeitet hat. Unabhängig von Herkunft und Beruf haben alle zusammengeholfen und einen wichtigen Beitrag geleistet, um die heimische Landwirtschaft am Laufen zu halten.